Dem plötzlichen Herztod vorbeugen: Prof. Scharhag im Medscape-Experten-Interview

Der Marathon gelte als Paradebeispiel für eine erhöhte Gefahr eines plötzlichen Herzstillstands, erklärt Univ.-Prof. Dr. Jürgen Scharhag, Sportmediziner und Sportkardiologe an der Universität Wien, Ärztlicher Leiter des Österreichischen Instituts für Sportmedizin und Mitglied des wissenschaftlichen Beirats der Deutschen Herzstiftung, im Interview mit Medscape (08.01.2024), „weil er eine sehr erschöpfende, anstrengende Belastung ist. Todesfälle treten beim Marathonlauf eher im letzten Drittel auf, wenn trotz längerer Belastung und Ermüdung aufgrund des nahenden Ziels die Intensität erhöht wird und hierbei nochmals vermehrt Stresshormone ausgeschüttet werden.“

„Fahre ich 250 km/h auf der Autobahn und es ist irgendwas nicht in Ordnung, kann es leichter zu einem schweren oder tödlichen Unfall kommen, als wenn ich nur mit 30 km/h durch den Ort fahre“

Generell sei die Belastungsintensität der Sportart von besonderer Bedeutung: „Denn je höher bzw. intensiver ich mich belaste, umso höher ist meine Stresshormon-Ausschüttung und umso höher ist auch die Belastung für mein Herz-Kreislauf-System. Deshalb ist bei sehr hoher Belastung das Risiko für einen plötzlichen Herztod höher als bei leichter oder mittlerer Belastung wie zum Beispiel beim Nordic Walking. Man kann sich das wie beim Autofahren vorstellen: Fahre ich 250 km/h auf der Autobahn und es ist irgendwas nicht in Ordnung, kann es leichter zu einem schweren oder tödlichen Unfall kommen, als wenn ich nur mit 30 km/h durch den Ort fahre.“

Risiko für Hobbysportler*innen nach langer Sportpause: „Das ist in etwa so, wie wenn man sein Auto 10 oder 20 Jahre in der Garage stehen hatte, nicht zum TÜV geht, sofort losfährt und Vollgas gibt“

Prof. Scharhag rät sowohl Profi- als auch Hobbysportler*innen, sich regelmäßig untersuchen zu lassen. „Ein Risiko gehen insbesondere Hobbysportler*innen ein, die eine längere Zeit keinen Sport gemacht und über viele Jahre nicht so gesund gelebt haben und dann sagen: „Jetzt fange ich wieder an!“. Das ist in etwa so, wie wenn man sein Auto 10 oder 20 Jahre in der Garage stehen hatte, nicht zum TÜV geht, sofort losfährt und Vollgas gibt.“

Sportmedizinisch-kardiologischer Check auch zur Feststellung angeborener Herzerkrankungen

Bevor man also wieder mit dem Sport beginnt, sollte man „einen sportmedizinisch-kardiologischen Check machen lassen. Und nicht erst, wenn Warnsignale auftreten. Denn Warnsignale wie zum Beispiel Palpitationen, ungewöhnliche Dyspnoe oder Angina pectoris beim Joggen zeigen an, dass die Erkrankung schon weiter fortgeschritten ist. Des Weiteren sollte man sich nicht erst ab einem bestimmten Alter untersuchen lassen, da es auch angeborene Herzerkrankungen gibt, die beim Sport ein Risiko darstellen können.“

Großes Experten-Interview zum Thema „plötzlicher Herztod“

Wie häufig kommt es zu einem plötzlichen Herztod beim Sport und aus welchen Gründen bleibt das Herz plötzlich stehen? Welche Risikofaktoren für schwerwiegende Herzereignisse bestehen bei jüngeren Menschen und welche bei älteren? Sind Profi- und Hobbysportler*innen gleich gefährdet? Weshalb sind vornehmlich Männer betroffen? Antworten auf diese und weitere Fragen gibt Prof. Scharhag im ausführlichen Interview. Lesetipp!

Onlineveröffentlichung

Zurück