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Mythos oder Fakt: Ausdauer top, Kreuzband flop? Fünf Thesen über sportelnde Frauen im Check
Auszug: „Im Profifußball erleiden Frauen 19-mal so häufig Kreuzbandverletzungen wie Männer“, weiß Jürgen Scharhag, Leiter des Instituts für Sportmedizin und Leistungsphysiologie an der Universität Wien. Aber warum sind Sportlerinnen anfälliger für Knieverletzungen, nicht nur im Profibereich? Zum einen aufgrund anatomischer Unterschiede, beim sogenannten Q-Angle. Dieser meint den Winkel zwischen der Zugrichtung des Oberschenkelmuskels, meist parallel zum Oberschenkelknochen verlaufend, und der Patellasehne, die vom unteren Ende der Kniescheibe zum Schienbein zieht. Der Q-Angle gibt also Auskunft über die Ausrichtung des Knies. Während er bei Männern zwischen zehn und 15 Grad liegt, beträgt dieser Winkel bei Frauen meist zwischen 15 und 20 Grad. Ein größerer Winkel, wie ihn Frauen häufig haben, bedeutet, dass die Patella und das Kniegelenk stärker nach außen oder innen gedrückt werden können. Dies reduziert die Stabilität des Knies und erhöht das Risiko für Verletzungen, insbesondere des vorderen Kreuzbands, leicht. Doch nicht nur die weibliche Anatomie, sondern auch Hormone spielen eine Rolle: Frauen haben tendenziell „weichere“ Bänder, was sie beweglicher macht, aber auch das Risiko für Überdehnungen und Risse erhöht. Steigt der Östrogenspiegel in der ersten Hälfte des Zyklus an, werden die Bänder noch etwas elastischer, weil Östrogen dafür sorgt, dass sich mehr Flüssigkeit einlagert. Die Folge: ein zyklusbedingt zusätzlich erhöhtes Risiko für Kreuzbandrupturen.
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