Plötzlicher Herztod beim Fußball: Raphael Dwamena (28) ist tot
Sportmediziner und Sportkardiologe Univ.-Prof. Scharhag fordert erneut eine einheitliche Regelung hinsichtlich Sporttauglichkeit in Europa
„Wenn eine Herzerkrankung so ausgeprägt ist, dass man daran versterben kann, sollten Verbände, Vereine und zuständige Ärzt*innen entsprechend Verantwortung übernehmen und diesen Athlet*innen keine Sporttauglichkeit attestieren, um sie zu schützen. Auch wenn es für alle Beteiligten eine sehr schwierige und unangenehme Entscheidung ist“, fordert Univ.-Prof. Jürgen Scharhag, ärztlicher Leiter des Österreichischen Instituts für Sportmedizin (ÖISM) in Wien und seit zehn Jahren Mannschaftsarzt der U21-Nationalmannschaft des DFB.
„Another athlete who died too early. I will always remember the talks we had before and after the interview at SERVUS TV in 2021. Too sad! Rest in Peace, Raphael“, postete er unmittelbar nach dem Bekanntwerden von Dwamenas Tod auf dem Portal LinkedIn.
Gemeinsamer TV-Talk im November 2021
Zum Thema „Herzprobleme und plötzlicher Herztod im Sport“ waren vor fast genau zwei Jahren der ehemalige Blau-Weiß-Linz-Stürmer Dwamena und Univ.-Prof. Scharhag Studiogäste bei Servus-TV. Der Ghanaer spielte seit 2020 mit einem Defibrillator.
„Das ist wie beim Autofahren: Je schneller ich fahre, desto höher ist das Risiko“
„Vom Leistungssport mit Defibrillator würde ich abraten“, betonte Univ.-Prof. Scharhag bereits damals. „Die Erkrankung des Herzens bestimmt die Belastbarkeit – nicht der Defibrillator!“ Hohe Belastungsintensitäten können bewirken, dass die Erkrankung noch schlimmer wird und das Risiko größer. „Das ist wie beim Autofahren: Je schneller ich fahre, desto höher ist das Risiko. Und so ist es auch mit der Belastungsgefahr beim Sport.“
Dwamena hatte sich Defibrillator wieder entfernen lassen
Was viele nicht wissen: Dwamena hatte sich den Defibrillator 2022 wieder entfernen lassen und spielte fortan ohne das lebensrettende Gerät in der Brust weiter. Er habe kein Vertrauen mehr in die Technik, sagte er. Er nehme das Risiko auf sich. Heute starb er in Albanien. Während eines Ligaspiels brach er zusammen und verstarb kurz danach im Krankenhaus.
„Die Gesundheit ist unser höchstes Gut“
Um das Risiko eines plötzlichen Herztods beim Sport zu verringern, fordert Univ.-Prof. Scharhag erneut eine einheitliche Regelung für Europa. „Es wäre sinnvoll, dies landes- und verbandsübergreifend einheitlich zu handhaben“, sagte er bereits im Februar 2022 im Interview mit dem kicker. „Die Gesundheit ist unser höchstes Gut.“
Bildnachweis: Servus TV