Thema plötzliche Todesfälle im weltweiten Fußball weckt großes Interesse

Im renommierten British Journal of Sports Medicine, der höchstrangigen sportmedizinischen Wissenschaftszeitschrift, war der Artikel zum FIFA-Register für plötzliche Todesfälle im weltweiten Fußball die meistgelesene Publikation 2022. Sportkardiologe Univ.-Prof. Jürgen Scharhag ist einer der Mitautoren des von Dr. Florian Egger et al. veröffentlichten Fachartikels zu den Ergebnissen des von der Sportmedizin der Universität des Saarlandes geführten FIFA-Registers.
Originalveröffentlichung im BJSM

„Der erste Platz im Ranking der meistgelesenen Artikel 2022 spiegelt das große Interesse der Sportmediziner*innen und Sportkardiolog*innen hinsichtlich der Prävention vor allem des plötzlichen Herztods wider“, erklärt Univ.-Prof. Jürgen Scharhag, Ärztlicher Leiter des Österreichischen Instituts für Sportmedizin und langjähriger Teamarzt der U21-Nationalmannschaft des DFB.

617 Fälle von Profi- und Freizeit-Fußballspieler*innen aus 67 Ländern wurden zwischen 2014 und 2018 dem FIFA-Register zu Todesfällen im Fußball (FIFA-SDR) gemeldet. Hiervon überlebten 142 Spieler*innen (23 Prozent) nach erfolgreicher Reanimation. Dies sind zwei Ergebnisse des „FIFA-Registers für plötzliche Todesfälle (FIFA-SDR): Eine prospektive Beobachtungsstudie zum plötzlichen Tod im weltweiten Fußball von 2014 bis 2018“. In das Register wurden sowohl plötzliche Herztodesfälle und Fälle mit überlebtem Herzstillstand als auch verletzungsbedingte Todesfälle beim Fußball aufgenommen. Das Durchschnittsalter der betroffenen Fußballspieler*innen lag bei 34 ± 16 Jahren, 96 Prozent waren Männer. Hauptursache bei Spieler*innen über 35 Jahre war eine Erkrankung der Herzkranzgefäße (76 Prozent), bei Spieler*innen unter 35 Jahren waren es je nach Region Kardiomyopathien, Koronaranomalien oder Fälle ohne ursächliche Klärung.

Den Ursachen des plötzlichen Todes beim Sport auf den Grund gehen

Was sind die Ursachen plötzlicher Todesfälle beim Fußball? Welche Verbesserungen kann man aus den gewonnenen Ergebnissen für Screening- und Präventionsmaßnahmen bei Sportler*innen ableiten, um einen plötzlichen Herztod beim Sport möglichst zu verhindern sowie im Falle eines Herzstillstands die Überlebenschance zu erhöhen? Diesen Fragestellungen gingen Forscher*innen der Sportmedizin der Universität Saarbrücken im Rahmen des FIFA-Registers auf den Grund. Initiator war Univ.-Prof. Tim Meyer, Leiter des Instituts für Sport- und Präventivmedizin der Universität des Saarlandes in Saarbrücken und Mannschaftsarzt der deutschen Fußball-Nationalelf. Univ.-Prof. Scharhag war während seiner Tätigkeit in Saarbrücken für die initiale Umsetzung der vom Fußball-Weltverband finanzierten Studie verantwortlich.

Überlebensrate bei Wiederbelebung mit und ohne Defibrillator

85 Prozent der Sportler*innen, die einen plötzlichen Herzstillstand erlitten und unmittelbar vor Ort mit einem Laiendefibrillator, einem automatisierten externen Defibrillator (AED) behandelt werden konnten, überlebten. Ohne Behandlung mit einem AED lag die Überlebensrate dagegen bei nur 35 Prozent.

„Dieses Ergebnis zeigt, wie wichtig es ist, dass auch an Trainings- und Sportstätten Laiendefibrillatoren vorhanden und leicht zugänglich sind, um betroffene Sportler*innen bei einem plötzlichen Herzstillstand besser retten zu können. Zusätzlich sollten auch Spieler*innen, Trainer*innen und Betreuer*innen regelmäßig an einem Wiederbelebungstraining teilnehmen, um unter anderem auch die Angst davor zu verlieren“, rät Univ.-Prof. Scharhag. „Bei einem Herzstillstand zählt jede Sekunde.“

„Sporttauglichkeitsuntersuchungen sollten so selbstverständlich sein wie der TÜV fürs Auto“

Um mögliche Ursachen für plötzliche Herztodesfälle beim Sport durch sportmedizinisch-kardiologische Gesundheitschecks erkennen zu können und somit das Risiko für einen plötzlichen Herztod beim Sport zu verringern, sollten sich Sportler*innen sportmedizinisch untersuchen lassen. „Regelmäßige Sporttauglichkeitsuntersuchungen sollten so selbstverständlich sein wie der regelmäßige Check des Autos“, betont der Sportkardiologe.

Zurück