U21-Team des DFB: Auffrischung in Erste Hilfe
„Wichtig ist, dass die Spieler die Angst davor verlieren zu reanimieren und davor, etwas falsch zu machen. Man kann bei der Reanimation nicht viel verkehrt machen. Das Verkehrteste ist, gar nichts zu machen“, betont Univ.-Prof. Dr. Jürgen Scharhag, Ärztlicher Leiter des Österreichischen Instituts für Sportmedizin (ÖISM) und langjähriger Mannschaftsarzt der deutschen U21-Fußball-Nationalmannschaft. Derzeit begleitet der renommierte Sportmediziner und Sportkardiologe den DFB-Nachwuchs bei der Europameisterschaft. Zur Vorbereitung zählte für die ganze Mannschaft neben den Trainingseinheiten auf dem Platz auch ein Auffrischungskurs in Erste Hilfe, um im Notfall Leben retten zu können.
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„Ich kann nur jedem Verein empfehlen, regelmäßig Erste Hilfe-Fortbildungen zu machen. Nicht nur die Profis, auch die Amateurvereine sollten regelmäßig Herzdruckmassage und Beatmung üben“, so Univ.-Prof. Scharhag weiter.
Hintergrundinformationen zum plötzlichen Herztod beim Sport
Meldungen über tragische Herztodesfälle im Leistungs- und Freizeitsport – ob beim Fußball, im Radsport, beim Triathlon oder Marathon – schockieren und verunsichern Sporttreibende aber immer wieder. „Insgesamt schützt Sport viel mehr vor dem plötzlichen Herztod als dass er schadet. Der unerwartete Herzstillstand ist insgesamt ein sehr seltenes Ereignis. Laut Studien liegt die Häufigkeit zwischen 0,7 und 3,0 Todesfällen pro 100.000 Sporttreibenden im Jahr“, erklärt der erfahrene Mediziner. „Allerdings kann der plötzliche Herztod jeden treffen – auch junge, scheinbar gesunde Top-Athlet*innen.“
Auslöser für einen plötzlichen Herztod bei Sportler*innen unter 35 Jahren sind meist angeborene, unerkannte Erkrankungen des Herzmuskels, der Herzklappen, der Hauptschlagader oder der Herzkranzgefäße sowie eine Herzmuskelentzündung (Myokarditis) nach einem Infekt. Bei älteren Sportler*innen ab etwa 35 Jahren ist die Verengung der Herzkranzgefäße, die sogenannte Koronare Herzkrankheit (KHK) der häufigste Grund. Durch regelmäßige sportmedizinische Untersuchungen könne die Zahl plötzlicher Herztodesfälle im Sport verringert werden – so Univ.-Prof. Scharhag.
Eine Herzmuskelentzündung könne bereits bei banalen Infekten als Begleiterkrankung auftreten, ohne dass im Ruhezustand Herzbeschwerden gespürt werden. Univ.-Prof. Scharhag rät daher auch Breitensportler*innen, bei Infekten unbedingt eine ausreichende Sportpause einzulegen, um keine Schäden am Herzen zu riskieren. Empfehlenswert sei außerdem, sich einmal pro Jahr sportmedizinisch-kardiologisch untersuchen zu lassen. Um sicher Sport treiben zu können, empfiehlt er neben einer sportmedizinischen Tauglichkeitsuntersuchung mit Ruhe-EKG und Belastungs-EKG, zumindest einmal einen Herz-Ultraschall vor (Wieder-)Beginn der sportlichen Aktivität durchführen zu lassen, um angeborene Herzerkrankungen wie beispielsweise Klappenfehler ausschließen zu lassen.
Ihr Team des Österreichischen Instituts für Sportmedizin (ÖISM)