Warum ein Herz-Check für Amateursportler*innen ab 35 so wichtig ist – Prof. Scharhag im ORF-Interview

Sport ist gesund, aber nicht immer: Intensives und umfangreiches Training ohne ausreichende Ruhepausen kann der Gesundheit schaden. Da ambitionierte Amateursportler*innen häufig auch sehr intensiv trainieren und hierbei ihr Herz hohen Belastungen aussetzen, sollten sie sich insbesondere ab dem 35. Lebensjahr sportmedizinisch durchchecken lassen, rät Sportmediziner und Sportkardiologe Univ.-Prof. Jürgen Scharhag, Ärztlicher Leiter des ÖISM und der Abteilung Sportmedizin an der Universität Wien, im Interview mit der ORF-Science-Redaktion.

Onlineveröffentlichung mit Radiobeitrag (2:30 min)
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Vergleich mit dem Auto: Ambitionierte Sportler*innen „fahren mit dem Herzen auf der Überholspur“

Der renommierte Sportkardiologe vergleicht das Herz beim Sport gerne mit dem Auto: „Wer sehr ehrgeizig und auch intensiv trainiert, fährt sozusagen mit dem Herzen auf der Überholspur. Das ist so, wie wenn Sie ein Auto fahren. Wenn Sie schneller fahren und es passiert etwas, ist der Unfall meistens schlimmer. Und so ist es auch mit dem Herzen. Der Sport wirkt wie ein Trigger. Mit höherer Geschwindigkeit kann dann etwas aus dem Takt kommen“, erklärt Univ.-Prof. Scharhag.

Hohe Belastungen können bei Verengungen der Herzkranzgefäße oder verschleppten Infekten gefährlich sein

Als Beispiel führt der Sportmediziner die sogenannten „Weekend Warriors“ an, die unter der Woche keine Zeit für Sport haben, und am Wochenende versuchen, alles aufzuholen. „Dann hat man eine besonders starke Belastung, die Regenerationspausen kommen aber zu kurz. Da muss das Herz gesund sein“, warnt er.

Wenn bei Sportler*innen bereits Veränderungen oder gar eine Verengung der Herzkranzgefäße besteht, sie anhaltendem Stress mit wenig Regenerationsphasen ausgesetzt sind und hierdurch möglicherweise noch Bluthochdruck haben, „kann so eine Stelle am Herzkranzgefäß eventuell leichter aufplatzen“, erklärt Univ.-Prof. Scharhag. Im schlimmsten Fall kann es zum plötzlichen Herztod kommen.

Ein weiteres Risiko sind nicht auskurierte Bakterien- und Virusinfekte. „Sport bei Infekten kann lebensgefährlich sein“, so Univ.-Prof. Scharhag weiter. Wenn man zu früh wieder ins Training zurückkehrt oder einen Wettkampf bestreitet und sich hierdurch Krankheitserreger weiter im Organismus ausbreiten, kann es im schlimmsten Fall zu einer Herzmuskelentzündung und einem Herzstillstand kommen.“ Eine Herzmuskelentzündung könne bei Infekten als Begleiterkrankung auftreten, ohne dass im Ruhezustand Herzbeschwerden verspürt werden.

Wie Sie Herzmuskelentzündungen und plötzlichem Herztod vorbeugen

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