Wie Österreichs Volksschulkinder fitter und gesünder werden können

Mit einem gezielten Bewegungs-, Sport- und Ernährungsprogramm soll Übergewicht, Fettleibigkeit sowie Folgeerkrankungen wie Bluthochdruck und Diabetes Typ-2 bei Kindern entgegengewirkt werden +++ Das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung (BMfBWF) fördert das vom Österreichischen Akademischen Institut für Ernährungsmedizin (ÖAIE) gemeinsam mit dem Institut für Sportwissenschaften der Universität Wien durchgeführte Präventionsprojekt EDDY und sichert die Weiterführung und Ausdehnung auf drei Wiener Volksschulen bis 2024 +++ Ziel ist es, ein nationales Präventionsprogramm für Schulen zu entwickeln

Gewichtszunahme bei Volksschulkindern: 4,5 Kilogramm in sechs Monaten

„Österreichs Kinder werden immer dicker“, schrieben Tageszeitungen und Onlinemedien 2021, nachdem das ÖAIE erste Ergebnisse der Projektstudie EDDY-Kids international publiziert hatte. Durchschnittlich 4,5 Kilogramm Gewicht hatten die 115 Wiener Volksschulkinder im Alter von acht bis zwölf Jahren in der Corona-Pandemie im Jahr 2020, während des sechsmonatigen Beobachtungszeitraums, zugenommen. Zum Vergleich: Die erste Untersuchung im Jahr 2019 hatte eine Gewichtszunahme von 2,61 bis 2,85 Kilogramm ergeben. Das entspricht einer Steigerung der Gewichtszunahme um rund 60 Prozent.

Gesundheitsrisiken durch Ernährungs- und Sport-Intervention senken

Gezielte Prävention sei dringend nötig, um fatale Folgen für die Gesundheit des Einzelnen wie auch für das Gesundheitssystem abzufedern, warnt Ernährungsmediziner Univ.-Prof. Dr. Kurt Widhalm, Präsident des ÖAIE. Gefördert durch das BMfBWF führt das ÖAIE die standardisierte, evaluierte EDDY-Studie seit 2019 in mehreren Wiener Volksschulen durch, um Grundlagen für ein nationales Präventionsprogramm zu schaffen.

Die bisherigen Ergebnisse zeigen klar auf, dass eine kombinierte Ernährungs- und Sport-Intervention die Entwicklung der Übergewichtigkeit bei Kindern einbremsen und die körperliche Fitness erhöhen kann.

„Übergewicht und Adipositas führen bereits bei Kindern zu erhöhten Gesundheitsrisiken. Unter anderem treten ein deutlich höherer Bluthochdruck, Knorpel- und Knochenveränderungen, Kreislauferkrankungen, Asthma und Allergien häufiger auf“, erklärt Univ.-Prof. Widhalm. Als Folge von Bewegungsmangel, schlechter Ernährung und einem zu hohen Körpergewicht drohen Diabetes Typ-2 sowie Herz-Kreislauf-Erkrankungen. „Je früher präventive Maßnahmen ergriffen werden, umso besser ist dies für die Gesundheit, Lebensqualität und Leistungsfähigkeit der Kinder.“

Appell an die Vorbildfunktion der Eltern

Die große Bedeutung von Bewegung und Sport für die Gesundheit und das Wohlbefinden betont auch Sportwissenschaftlerin Univ.-Prof. Rhoia Neidenbach von der Abteilung für Sportmedizin, Leistungsphysiologie und Prävention des Zentrums für Sportwissenschaft der Universität Wien, welche eng mit unserem Österreichischen Institut für Sportmedizin (ÖISM) kooperiert: „Bewegung, Spiel und Sport sind für eine ganzheitliche, gesunde Entwicklung von Kindern unerlässlich. Leider sind Kinder in Österreich, wie auch in anderen Ländern, immer weniger körperlich aktiv. Laut einer WHO-Studie bewegen sich 85 Prozent der Mädchen und 71 Prozent der Buben im Alter von elf bis 17 Jahren weniger als eine Stunde am Tag. Viele Volksschüler*innen werden von ihren Eltern mit dem Auto zur Schule gefahren und verbringen ihre Freizeit häufig lieber vor dem Smartphone, dem Fernseher oder dem Computer als im Sportverein. Ein regelmäßiges körperliches Training fördert nicht nur die physische, sondern auch die mentale Gesundheit, verbessert die Konzentrationsfähigkeit und erhöht die Belastbarkeit. Eltern sollten ihre Kinder daher zu Sport animieren und darauf achten, dass Bewegung zu einem festen Bestandteil im Familienalltag wird. Gerne appelliere ich hier auch an deren Vorbildfunktion: Wenn Eltern selbst von früh bis spät sitzen und wenig körperlich aktiv sind, wird das Kind dieses Verhalten für sich adaptieren. Durch EDDY helfen wir im Umfeld Schule, ein Bewusstsein für einen gesunden, aktiven Lebensstil zu schaffen. Dieser muss jedoch auch zu Hause fortgesetzt werden.“

Hintergrundinformationen zur Studie

EDDY wurde als erste wissenschaftlich fundierte Präventionsstudie in Österreich zur Eindämmung der Adipositas-Epidemie auf Initiative des Herzfonds, vom ÖAIE und der Universität Wien, Institut für Sportwissenschaften, entwickelt. Ganz nach dem Motto „Keine Therapie ist so billig wie Prävention“ versucht diese Studie am Anfang dieser Negativentwicklung anzusetzen. EDDY steht für „Effect of sports and diet trainings to prevent obesity and secondary diseases and to influence young children’s lifestyle”.

Bildnachweis: Stock-Foto ID: 353386238 / Africa Studio

Zurück