Sport nach Covid-19: Worauf Sie nach überstandener Krankheit achten sollten
„Auch Leistungssportler*innen sollten Covid-19 nicht auf die leichte Schulter nehmen: Die Schäden einer vom Corona-Virus verursachten Erkrankung können zu einer Verringerung der Leistungsfähigkeit führen“, warnt Univ.-Prof. Dr. med. Jürgen Scharhag, Ärztlicher Leiter des Österreichischen Instituts für Sportmedizin in Wien. „Erkrankte Sportler*innen sollten sich gründlich auskurieren, um gefährliche Komplikationen wie zum Beispiel Vernarbungen an der Lunge oder eine Herzmuskelentzündung zu vermeiden. Solche Folgen könnten auch das Karriereende bedeuten.“
Nach einer Covid-19-Erkrankung rät der Sportkardiologe zu einer gestuften internistisch-kardiologischen Untersuchung, um die Sporttauglichkeit feststellen zu lassen. „Mittlerweile wissen wir Mediziner*innen, dass das Coronavirus SARS-CoV-2 neben der Lunge auch andere Organe angreifen und bis zu einem Multiorganversagen führen kann. Eine bedeutsame Ursache scheint zu sein, dass Covid-19 eine Entzündung der Blutgefäße verursachen kann. Das bedeutet: Die schützende Gefäßinnenhaut, das Endothel, wird befallen. Über die Entzündung der Mikrogefäße kann es deshalb auch zu Schäden unter anderem am Herzen, den Nieren, der Leber, dem Gehirn und den Nerven kommen. Betroffene sollten sich daher insbesondere bei Erkältungssymptomen unterhalb des Halses vor der Rückkehr in den Sport untersuchen lassen, um ihre Gesundheit und Belastbarkeit prüfen zu lassen“, so Univ.-Prof. Scharhag weiter.
➔ Video des Vortrags „Sport nach Covid“ vom März 2023 (32 min, ZAP Nußloch, Rhein Neckar Fernsehen)
„Return to Sports im (Hoch-)Leistungssport nach Covid-19“
Um Risiken durch ein zu frühes Training oder einen zu baldigen Eintritt ins Wettkampfgeschehen nach einer Covid-19-Erkrankung insbesondere im Leistungssport bestmöglich zu vermeiden, haben die sportmedizinischen Universitäts- und Landesinstitute Wien, Salzburg und Innsbruck einen inzwischen mehrmals angepassten Konsensus zum „Return to Sports“ verfasst. Diese Übersicht soll ärztlichen Kolleg*innen, betroffenen Sportler*innen sowie deren Betreuer*innen helfen, je nach Erkankungssymptomatik abzuschätzen, wie lange die Sportpause sein sollte und welche Untersuchungen für Sportler*innen nach einer überstandenen Covid-19-Erkrankung zur Beurteilung ihrer Sporttauglichkeit sinnvoll sind. Die Empfehlungen sind auch für Freizeitsportler*innen anwendbar. Zudem haben führende Mediziner*innen im DGSP-Wissenschaftsrat, darunter auch unser Ärztlicher Leiter, Univ.-Prof. Scharhag, Handlungsempfehlungen für den Wiedereinstieg in den Sport nach einer Infektion mit der Omikron-Variante veröffentlicht.
➔ Return to Sports nach Covid-19: Konsensus der sportmedizinischen Universitätsinstitute Salzburg, Innsbruck und Wien (aktualisiert am 05.08.2022)
➔ Return to Sports nach Covid-19: Konsensus der Deutschen Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention (Deutsche Zeitschrift für Sportmedizin, Mai 2022)
➔ Plädoyer für individuelle Strategien zur Sportpause nach Covid-19 (kicker, 07.04.2022)
➔ Return to Sports nach Covid-19 – Artikel von Univ.-Prof. Scharhag und Dr. Hofbauer (Sportärztezeitung, 09.03.2022)
Corona-Erkrankung: So lange sollten Sportler*innen pausieren
- SARS-CoV-2-Infektion ohne Symptome
Verzichten Sie auf intensive Belastungen während der Quarantäne. Bei einem asymptomatischen Verlauf mit lediglich positivem SARS-CoV-2-Test als Zufallsbefund ohne gesundheitliche Beschwerden oder Auffälligkeiten können Sie zu Hause leichte, regenerative Belastungen unterhalb der Anstrengungsgrenze absolvieren, zum Beispiel Stabilisationsgymnastik oder Fahrradergometertraining im niedrigen Herzfrequenzbereich. Wichtig: keine intensiven oder langen Belastungen. „So senkt man das Risiko, dass sich die Infektion verstärkt und man doch noch Beschwerden bekommt beziehungsweise an Covid-19 erkrankt“, erklärt Univ.-Prof. Jürgen Scharhag. - Leichte Erkältungssymptome bis zum Hals
Kein Training, bis die Symptome völlig weg sind – dies gilt bei leichten Kopfschmerzen, Schnupfen, Halskratzen, Halsschmerzen, Rachenentzündung sowie Geschmacks- oder Geruchsstörung. Univ.-Prof. Scharhag empfiehlt, zunächst darauf zu achten, wie man Belastungen im Alltag verträgt und rät danach zu einem sanften Wiedereinstieg: „Starten Sie bei guter Leistungsfähigkeit im Alltag wieder behutsam mit lockerem Training über ein bis zwei Wochen. Bei Unklarheiten hinsichtlich der Belastbarkeit stellen Sie sich sicherheitshalber beim Hausarzt vor.“ - Erkältungssymptome unterhalb des Halses
Sportpause und danach eine ärztliche Untersuchung, dazu rät Univ.-Prof. Scharhag bei Fieber über 38° C, Luftröhrenentzündung (Tracheitis) oder Entzündung der Bronchien (Bronchitis). Völlige Beschwerdefreiheit und Gesundheit sind Voraussetzung für den Wiedereinstieg. Das könne zwei bis vier Wochen dauern. Die klare Vorgabe des Sportkardiologen: „Lassen Sie sich untersuchen, bevor Sie wieder Sport machen.“ Diese Untersuchung sollte eine Echokardiographie und ein Belastungs-EKG beinhalten.
Dass das Risiko einer begleitenden Herzmuskelentzündung bei (Leistungs-)Sportler*innen mit ein bis zwei Prozent der Fälle deutlich geringer ist, als zu Beginn der Pandemie ersten Studiendaten vermuten ließen, wissen wir Mediziner*innen mittlerweile. Hat sich jedoch eine Herzmuskelentzündung (Myokarditis) entwickelt, ist eine Sportpause von mindestens drei Monaten erforderlich. „Wer sich mit einer Herzmuskelentzündung zu früh wieder körperlich belastet, hat ein stark erhöhtes Risiko für akute und chronische Komplikationen – von Herz-Rhythmusstörungen über Herzschwäche (Herzinsuffizienz) bis zum plötzlichen Herztod“, erklärt der erfahrene Mediziner. - Schwere Erkrankung mit stationärer Behandlung
Eine Sportpause, danach eine sportmedizinische Untersuchung und gegebenenfalls zusätzlich eine fachärztliche Abklärung – dies ist das richtige Vorgehen bei einer schweren Covid-19-Erkrankung. Sie gibt eine längere Pause von selbst vor. Danach ist eine sportmedizinische Untersuchung und je nach betroffenen Organen gegebenenfalls auch die Abklärung durch einen Facharzt nötig.
Diese Empfehlungen basieren auf dem aktualisierten Konsensus vom 05.08.2022 der sportmedizinischen Universitäts- und Landesinstitute in Salzburg (Univ.-Prof. J. Niebauer), Innsbruck (Univ.-Prof. W. Schobersberger) und Wien (Univ.-Prof. J. Scharhag) für den „Return to Sports“ im (Hoch-)Leistungssport nach Covid-19.
Gesundheitscheck vor dem Wiedereinstieg ins Training
„Erfahrungsberichte haben gezeigt, dass Betroffene über längere Zeit in ihrer Leistungsfähigkeit stark eingeschränkt sein können“, weiß Univ.-Prof. Scharhag. Um Gewissheit über ihren individuellen Gesundheitsstatus und ihre körperliche Belastbarkeit zu bekommen, empfiehlt der Mediziner vor der Rückkehr ins Training einen internistisch-kardiologischen Gesundheitscheck – unter anderem mit Laboruntersuchungen, Lungenfunktionsprüfung, Ruhe-EKG, Belastungs-EKG (Ergometrie), Spiroergometrie und Herz-Ultraschall. Welche Untersuchungen zur Feststellung der Sporttauglichkeit jeweils sinnvoll sind, wird individuell je nach klinischem Bild und Verlauf entschieden. „Auf Basis der Ergebnisse muss individuell entschieden werden, was wieder möglich ist und was noch nicht“, so der Teamarzt der U21-Nationalmannschaft des DFB und des OeSV.